Am Abend des 27. September 2018 referierte Frau Rita-Lena Klein zum Thema “Die ungeschriebenen Gesetze der Freundschaft” im Mehrzweckraum des Schulhauses Blumenfeld.
Die meisten Freundschaften werden im Kindesalter – insbesondere vornehmlich in der Schule – geschlossen. Erwachsene und Kinder definieren Freundschaft unterschiedlich. Freundschaften tragen zum Wohlbefinden bei und können auch Einfluss auf das Lernverhalten eines Kindes haben, sofern das Thema ein Kind negativ beschäftigt.
Freundschaften
- sind freiwillig
- erfordern ein bestimmtes Mass an Gegenseitigkeit
- dienen zur Befriedigung von Bedürfnissen
- erfordern räumliche Nähe und gemeinsam verbrachte Zeit
- liegen Gemeinsamkeiten zugrunde (z.B. ähnliche Interessen, Hobbys)
Evolutionsbedingt war der Anschluss an eine Gruppe vorteilhaft, ein Ausschluss sogar lebensgefährlich. Durch Konfliktlösung, Kooperation, Kommunikation und Unterstützung werden soziale Kompetenzen verstärkt. Freundschaften tragen zur Identitätsbildung bei.
Darüber hinaus führen Freundschaften zu gesteigertem Wohlbefinden und Gesundheit, guten Gefühlen und damit letztlich zu einer erhöhten Lebenserwartung. Bei einer sozialen Zurückweisung werden die gleichen Hirnregionen angesprochen, wie bei echten Schmerzen. Daher wird der Ausschluss aus einer Gruppe als sehr schmerzhaft empfunden.
Freundschaften haben unterschiedliche Bedeutung in verschiedenen Entwicklungsphasen:
Entwicklungsphase |
Freundschaftsthemen |
3 – 7 Jahre |
Freundschaft als momentane physische Interaktion:
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4 – 9 Jahre |
Freundschaft als einseitige Hilfestellung:
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6 – 12 Jahre |
Enge Freundschaft als “Schönwetterkooperation”:
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9 – 15 Jahre |
Freundschaft als intimer gegenseitiger Austausch (nicht Schwerpunkt des Vortrags) |
Die Entwicklungsphasen werden alle durchlaufen, um im Erwachsenenalter Freundschaften schliessen zu können.
Wie können die ungeschriebenen Gesetze der Freundschaft erlernt werden?
Zunächst sollte ein prosoziales Verhalten gefördert werden. Hier ist hilfreich, auf einfache Dinge, wie z.B. Grüssen, Lächeln, ein Kompliment machen, Teilen, freundlich Sprechen, Hilfe anbietet u.ä. zu achten. Als Erwachsener nimmt man dabei eine Vorbildfunktion ein.
Freundschaften verlaufen in verschiedenen Phasen:
- Kontaktaufnahme
- Bekanntschaft
- Freundschaft
- Beste Freunde
Um einem schüchternen Kind Hilfestellung zu geben, können Erwachsene günstige Grundvoraussetzungen schaffen, wie z.B.
- schauen, welche Kinder ähnliche Interessen haben
- schauen, welche Gleichaltrige auch Kontakte suchen
- Götti/Patenschaften für Jüngere suchen
- Freiräume gewähren
- Nährboden für Freundschaften bieten
Die erste Hürde im Aufbau von Freundschaften ist die Kontaktaufnahme, die ebenfalls geübt oder von den Eltern unterstützt sein will. Die Kontaktaufnahme läuft nach einem gängigen Muster ab. Zuerst werden nonverbale Zeichen gesendet, z.B. Zunicken oder den Blickkontakt suchen, als nächstesdanach folgt in der Regel eine Einstiegsfrage. Gelingt der Einstiege, ist es sinnvoll, nach Gemeinsamkeiten zu suchen indem man dem Gegenüber Fragen stellt, z.B. was machst du gerne, treibst du Sport, was liest du gerade?
Wichtig ist, dass die Eltern mit den Kindern eine solche Kontaktaufnahme, insbesondere auch Einstiegsfragen, vorbesprechen und die Kinder ermutigen Kontakt zu anderen aufzunehmen.
Ein weiteres Thema ist die Integration in eine Gruppe, die am besten funktioniert, wenn folgende Regeln beachtet werden:
- Kontaktaufnahme: Beobachten und verstehen, was die Gruppe tut, worum es geht
- Den geeigneten Moment abwarten, indem man die Wenn-Dann-Regel beachtet: Wenn das Spiel unterbrochen ist, dann klinke ich mich ein und biete dem Verliererteam meine Hilfe an
Selbstverständlich gehören auch Streit und Krisen zu jeder Freundschaft. Konflikte lassen sich am besten vermeiden, wenn es den Kindern gelingt, Zeichen des Gegenübers wahrzunehmen und wenn sie ein Verständnis dafür entwickeln, was die anderen Kinder nerven könnte. Folgende Strategien sind besonders hilfreich, um Konflikten vorzubeugen:
- Im richtigen Moment aufhören können
- Nonverbale Zeichen von «genervt sein» erkennen können
- Ein Stopp-Signal vereinbaren
- Kinder dabei unterstützen, Konflikte eigenständig zu lösen: so wenig wie möglich, aber soviel wie nötig intervenieren
Was für ein Fazit lässt sich zum Thema «Die ungeschriebenen Gesetze der Freundschaft» ziehen?
Je grösser die sozialen Schwierigkeiten eines Kindes sind, desto mehr sollten folgende «Gesetze» beachtet werden:
- Situationen, aus denen Freundschaften entstehen könnten, vorstrukturieren
- Erste Begegnungen zeitlich begrenzen und begleiten
- Kontaktaufnahmen und mögliche Konfliktsituationen vorbesprechen und einüben
- Rückmeldung zum Verhalten und Wissensvermittlung
- Anleitung zur Beobachtung von Kindern, denen es gut gelingt, Freundschaften zu knüpfen
Die Kinder sind darauf angewiesen, dass die Erwachsenen für gute Lernerfahrungen und Erfolge im sozialen Miteinander Umgang miteinander sorgen!